Die monatelangen umfangreichen Schutzmaßnahmen zur Eindämmung der Pandemie haben deutlich gezeigt, dass die Digitalisierung im Bereich der freien Wohlfahrtspflege deutlich ausgebaut werden muss. Die Kontaktbeschränkungen wirkten sich auf nahezu alle Bereiche aus und trafen eine besonders hilfsbedürftige und sozial benachteiligte Personengruppe: Kinder und Jugendliche konnten nicht gefördert, Familien nicht unterstützt, Menschen mit Behinderung nicht besucht und nicht begleitet werden. Die persönliche Beratung für notwendige Unterstützung und Hilfestellung war nicht mehr möglich, ebenso wie Freizeit- und Entlastungsangebote. Der Versuch, zumindest einige dieser Leistungen digital aufzufangen, zeigte, dass die vorhandene Infrastruktur in keiner Weise dazu ausreichte.

Die Stiftung Wohlfahrtspflege NRW nahm sich bereits 2020 dieses Problems an und startete das Sonderprogramm „Zugänge erhalten – Digitalisierung stärken“ für Dienste und Einrichtungen der freien Wohlfahrtspflege in Nordrhein-Westfalen. Ziel dieser Förderung ist es, die Träger der Freien Wohlfahrtspflege grundsätzlich, über die Folgen der aktuellen Krisensituationen hinaus, in die Lage zu versetzen, die Chancen der Digitalisierung stärker als bisher zu nutzen und in ihre Arbeit zu integrieren. Dies bezieht sich sowohl auf Arbeitsabläufe innerhalb ihrer Organisationen als auch auf die Arbeit mit den Zielgruppen, ihre Angebote und Dienstleistungen.

Die Lebenshilfe Witten bewarb sich und wurde in die Förderung aufgenommen. Auch hier hatte man die immensen psychosozialen Auswirkungen der Pandemie erlebt – und ebenso das Fehlen geeigneter Strukturen, mit denen man diese Folgen hätte eindämmen können. Die Menschen litten unter dem Betretungs- und Besuchsverbot in den Einrichtungen, der Einschränkung der Kontakte am Arbeitsplatz und den fehlenden Strukturen bei den Bildungsangeboten (Lernpakete mussten in Papierform verschickt werden). Auch die Freizeit- und Gruppenangebote brachen weg.

Mit der Unterstützung der Stiftung Wohlfahrtspflege NRW startete die Lebenshilfe Witten das Projekt „Lebenshilfe überall“ – Digitalisierung in der Lebenshilfe Witten. Die technische Ausstattung wird deutlich erweitert: In den Wohnstätten, im Werkstattbereich und im Betreuten Wohnen werden Tablets zur dauerhaften Nutzung bereitgestellt, die bei Bedarf und in Krisensituationen auch ausgeliehen werden können. Der Aufbau einer individuellen Lernplattform ermöglicht es, Bilder, Videos, Texte und interaktive Inhalte digital zu hinterlegen, um den Beschäftigten jederzeit Zugriff auf notwendige Lerninhalte zu ermöglichen. Zu diesem Zweck erfolgt auch die Überarbeitung der digitalen Infrastruktur, die Netzwerkzugänge für alle Bereiche und optimale WLAN-Abdeckung vorsieht. Zur Optimierung der Vernetzung und Kommunikation der Menschen mit Behinderung untereinander, mit Mitarbeitenden und Familienangehörigen wurde die datenschutzkonforme Messenger-App Signal eingeführt.

Wir freuen uns, mit Hilfe der Förderung durch die Stiftung Wohlfahrtspflege NRW diesen großen Schritt in Richtung Zukunft gehen zu können!